Begründung der Jury
Einen „Gestalter des wechselvollen, nie abreißenden Lebensstroms“: So nannte ihn Georg Stefan Troller. Wie kaum ein zweiter Bildgestalter hat der Kameramann Carl F. Hutterer Fernsehreportage- Geschichte geschrieben. Mit dem Ehrenkamerapreis wird in diesem Jahr ein leidenschaftlicher Meister des Augenblicks geehrt. Hutterers Kameraarbeit ist geprägt von einer Unmittelbarkeit und Nähe, der sich der Zuschauer nicht entziehen kann. Seine Bilder liefern eine ungeschminkte Zeitzeugenschaft, ohne je voyeuristisch zu wirken. Künstlerische Kreativität, Mut, Einfühlungsvermögen und eine aufklärerische Grundhaltung prägen seine Arbeiten in vorbildlicher Weise.
Wohin er sich auch in seiner langen Karriere bewegte – für ihn gab es keine Grenzen. Er filmte aus einem Pilotencockpit die US-Angriffe auf Vietnam, sprang auf fahrende Güterzüge, heftete sich an die Fersen eines Kopfgeldjägers oder wartete auf Augenhöhe mit spanischen Toreros auf den wilden Stier. Doch mehr als um jeden Effekt sorgte er sich um die dokumentarische Ethik: „Das Leid vor Ort“, sagt er selbst, „kann man nicht übertragen, indem man die Kamera drauf hält. Man muss auf andere Weise Stimmungen erzeugen, die ebenfalls wachrütteln und provozieren.“
Hutterers Beobachtungsgabe machte das Fernsehen zu jenem visuellen Medium, das es im Idealfall sein kann. Er schuf Bilder, die ihre Kraft bis heute nicht verloren haben. Dabei war es die Offenheit seines Blicks, durch die er in seinen zahllosen Dokumentationen, Reportagen und Features die Augen der Zuschauer öffnen wollte, ohne sie zu bevormunden. Mit Carl F. Hutterer wird ein Bildgestalter für sein Lebenswerk geehrt, der seine Gegenwart aufrüttelte und die Zukunft des Dokumentarfilms zugleich nachhaltig prägte.